Samstag, 20. Februar 2016

Aktien-ETFs aus aller Welt – Artikelserie Teil 3: Europa

Im ersten Teil der Artikelserie "Aktien-ETFs aus aller Welt" hatten wir eine Übersicht von global investierenden Aktien-ETFs gegeben, im zweiten Teil haben wir uns Aktien-ETFs aus Nordamerika angesehen. Im nun folgenden dritten Teil blicken wir auf Aktien-ETFs aus Europa.

Artikel wurde von Chris verfasst

Auch wenn unser guter alter Kontinent aktuell durch die verschiedenen politischen Krisen (und langfristig durch das Demographie-Problem) vielleicht nicht unter dem besten Stern steht, hat er mit einem 25%-Anteil an der Weltwirtschaftsproduktion doch immer noch eine nicht unerhebliche Bedeutung. Die wichtigsten Indizes zur Abdeckung dieser Region sind der MSCI Europe und der STOXX Europe 600. Eine weitere Unterteilung in Euro-Zone (European Monetary Union, EMU) und Nicht-Euro Länder (vor allem Großbritannien, Schweiz, Skandinavien) könnte zwar noch vorgenommen werden, ein einfacher gesamt-europäischer Index ist aber für die meisten Privatanleger dabei völlig ausreichend. Der in den Börsen-Nachrichten oft verwendete EURO STOXX 50 ist dafür übrigens als Basis-Anlage weniger zu empfehlen, da er nur die 50 größten Unternehmen der Eurozone beinhaltet und weniger diversifiziert als die Breitmarkt-Indizes ist. Die ost- und südosteuropäischen Staaten werden übrigens noch den Schwellenländern zugeordnet, zu denen wir später noch kommen.

Aktien-ETFs mit europäischen Unternehmen

Der MSCI Europe Index umfasst mehr als 400 der größten Firmen aus den entwickelten Industrieländern Europas. Großbritannien nimmt dabei 30,7 Prozent Anteil ein, Frankreich kommt auf 15,4 Prozent, Schweiz mit 14,3 Prozent und dann erst Deutschland mit 13,8 Prozent. Auch wenn ein einheimischer Privatanleger mit seinem Home-Bias die Gewichtung vielleicht lieber anders einschätzen würde, sind diese Verteilungsverhältnisse nun mal eben durch die Marktkapitalisierung so zustande gekommen. Bei den Branchen bestimmt die Finanzindustrie mit 22,6 Prozent das Bild, danach folgen Basiskonsumgüterhersteller (14,4 Prozent) und Gesundheitsunternehmen (13,8 Prozent).



Der STOXX Europe 600 Index beinhaltet, wie der Name schon sagt, 600 Unternehmen aus Europa. Die Länder- und Branchenverteilung deckt sich im wesentlichen mit der des MSCI Europe. Der etwas höhere Anteil kleinerer Unternehmen kann sich im Vergleich zum MSCI Europe in einer langfristig besseren Performance auswirken, in der Praxis sind aber beide Indizes als Basisanlage für Privatanleger eigentlich fast gleich gut zu empfehlen, und die eigene Kaufentscheidung wird wohl am Ende vor allem davon abhängen, bei welchem Produkt (und welchem Broker) man die jeweils günstigsten Konditionen bekommt.

UBS MSCI Europe ETF A-dis
ISIN: LU0446734104
TER: 0,20 Prozent
Volumen: 212 Mio Euro
Positionen: 445, physisch replizierend
aktuelle Ausschüttungsrendite: 3,1 Prozent (halbjährlich)

UBS bietet derzeit den günstigsten ETF auf den MSCI Europe Index an. Ein vergleichbares ausschüttendes Produkt von iShares (ISIN: DE000A0M5X28 ) hat zwar ein größeres Fondsvolumen, mit 0,35 Prozent TER allerdings auch leicht höhere Gebühren. Wer lieber thesaurierende ETFs bevorzugt, bekommt von Source (ISIN: IE00B60SWY32 , synthethische Replikation) ein Produkt für ebenfalls 0,20 Prozent TER.

iShares STOXX Europe 600 ETF
ISIN: DE0002635307
TER: 0,20 Prozent
Volumen: 6232 Mio Euro
Positionen: 605, physisch replizierend
aktuelle Ausschüttungsrendite: 2,8 Prozent (vierteljährlich)

Wie so oft bietet auch hier iShares mal wieder den größten ETF auf diesen Index zu einem guten Preis an. Eine thesaurierende Variante des STOXX Europe 600 gibt es zum Beispiel von DB-X (ISIN: LU0328475792 , physische optimierte Replikation) für ebenfalls 0,20 Prozent TER.

ISIN: IE00B945VV12
TER: 0,12 Prozent
Volumen: 457 Mio EUR
Positionen: 525, physisch replizierend
aktuelle Ausschüttungsrendite: 3,4 Prozent (vierteljährlich)


Auch für Europa hat der Preisbrecher Vanguard wieder ein interessantes Produkt. Die Länder- und Branchenverteilung der FTSE Indizes deckt sich dabei im wesentlichen auch mit den sonst verwendeten MSCI- und STOXX-Indizes, so dass dieser ETF ebenfalls als günstigste Möglichkeit zur Basisanlage in Betracht kommen kann.

Dividenden-ETFs

iShares STOXX Europe Select Dividend 30 ETF
ISIN: DE0002635299
TER: 0,31 Prozent
Volumen: 431 Mio Euro
Positionen: 30, physische replizierend
aktuelle Ausschüttungsrendite: 3,9 Prozent (vierteljährlich)

Dieser ETF umfasst die 30 europäischen Unternehmen mit der höchsten Ausschüttungsrendite (die dazu zusätzlich noch den für die Select Dividend-Reihe üblichen Wachstums- und Stabilitätskriterien genügen). Gewichtet werden die einzelnen Titel dann anschließend nach der jeweiligen Dividendenrendite. Die Branchenverhältnisse bestimmen Finanzunternehmen mit 42,5 Prozent, danach Versorger (14,2 Prozent) und Gesundheit (10,5 Prozent). Bei den Ländern beträgt der Großbritannien-Anteil bereits 45,6 Prozent, Schweiz 21,4 Prozent und Frankreich mit 10,9 Prozent.

Wer sich mit so vielen Unternehmen von der Insel doch nicht wohl fühlt, kann auch den iShares EURO STOXX Select Dividend 30 ETF (ISIN: DE0002635281 , TER: 0,31 , Rendite 4,1 Prozent) nehmen, welcher das gleiche Index-Prinzip benutzt, aber nur Firmen aus der Euro-Zone beinhaltet, und danach kann dazu auch der iShares UK Dividend ETF (ISIN: DE000A0HG2R0 , TER: 0,40 Prozent, Rendite: 4,0 Prozent) zur gezielten Abrundung im gewünschten Verhältnis beigemischt werden.

Wem in Zeiten der Bankenkrise ein doch recht hoher Anteil an Finanzunternehmen doch eher unerwünscht erscheint, findet vielleicht noch mit dem jungen Deka EURO STOXX ex-Financials ETF ein passenderes Produkt (ISIN: DE000ETFL482 , TER: 0,3 Prozent, Rendite: ca 4,5 Prozent voraussichtlich), welches die 50 hochausschüttendsten Unternehmen der Euro-Zone (ausgenommen Finanzunternehmen) beinhaltet und den Schwerpunkt stattdessen lieber auf Versorger, Industrie- und Energiefirmen richtet.

SPDR S&P Euro Dividend Aristocrats ETF
ISIN: IE00B5M1WJ87
TER: 0,30 Prozent
Volumen: 673 Mio Euro
Positionen: 40, physisch replizierend
aktuelle Ausschüttungsrendite: 2,9 Prozent (halbjährlich)

Der ETF beinhaltet die 40 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite, welche seit bereits mindestens 10 Jahren eine steigende (oder wenigstens nicht gesenkte) Dividende zahlen, gewichtet nach ihrer Rendite. Für diese "Sicherheit" beim Aristokraten-Status muss man natürlich auf der anderen Seite auch wieder etwas Kompromisse bei der Ausschüttungshöhe eingehen. Frankreich ist mit 32,1 Prozent vertreten, danach Deutschland (19,4 Prozent) und die Niederlande (13 Prozent). Industrieunternehmen bekommen ein Gewicht von 20,5 Prozent, Finanzen 18,5 Prozent und Versorger 17,5 Prozent. Da dieser ETF nur Unternehmen aus der Euro-Zone enthält, ist es eine Überlegung wert, ihn auch mit dem SPDR UK Dividend Aristocrats ETF (ISIN: IE00B6S2Z822 , TER: 0,30 Prozent, Rendite: 3,9 Prozent) zu kombinieren, um eine etwas bessere Abdeckung Gesamt-Europas zu erreichen.

Wisdomtree Europe Equity Income ETF
ISIN: DE000A14ND38
TER: 0,29 Prozent
Volumen: 23 Mio Euro
Positionen: 304, physisch replizierend (optimiertes Sampling)
aktuelle Ausschüttugsrendite: 5,8 Prozent (vierteljährlich)

Auch für (Gesamt-)Europa hat Wisdomtree im letzten Jahr einen ETF herausgebracht, welcher die für diesen Anbieter typischen hohen Ausschüttungen und hohe Unternehmensanzahl verbindet. In dem Index-Konzept werden die 30 Prozent der höchstausschüttenden europäischen Firmen gesammelt und nach Dividendenbetrag gewichtet. In der Praxis ist auch hier wieder Großbritannien mit 33,6 Prozent am stärksten vertreten, danach folgen Frankreich (18,2 Prozent) und Spanien (11,3 Prozent).  Bei den Branchen stehen, wenig überraschend, Finanztitel mit 24,6 Prozent an erster Stelle, dann Energie (17,7 Prozent) und Telekommunikationsbetreiber (12,0 Prozent).


Das war der dritte Teil der Serie "Aktien-ETFs aus aller Welt", bei der auf Aktien-ETFs aus Europa geschaut wurde. Im bald folgenden vierten Teil blicken wir auf ETFs mit Aktien aus der Region Asien-Pazifik. Die gesamte geplante Serie sieht folgendermaßen aus.

Zum Weiterlesen:

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