Montag, 25. Januar 2016

Furcht und Angst sind gute Zeiten für den Kauf von Aktien

Aktuell finde ich nur noch wenig Marktbeobachter, die zuversichtlich bezüglich Aktien sind. Das fällt mir beim Lesen von Analystenmeinungen, aber auch an einigen Stellen auf diesem oder anderen Finanzblogs auf. Da ist mitunter vom großen Crash ist die Rede, von einem langen Bärenmarkt und vereinzelt sogar vom Zusammenbruch des gesamten Systems. Die vorherrschende Stimmung am Aktienmarkt kann ich im kleinen Maßstab auch an den Zugriffszahlen meines Blogs erkennen. In Zeiten starker Anstiege von Aktien ist das Interesse etwas höher als bei schwächeren Zeiten wie in diesen Wochen. Da etwa 60 Prozent der Leser von Suchmaschinen (hauptsächlich Google) auf diesen Blog gelangen, gibt es in Aktienhaussen bei einigen offenbar die Vermutung, dass hier derzeit schnell Geld zu verdienen sei.
In diesem Artikel möchte ich noch einmal daran erinnern, dass gerade schwächere Phasen am Aktienmarkt gute Kaufgelegenheiten sind.

Angst- und Gier-Index

Auf der Seite CNN Money wird täglich der sogenannte Angst-Gier-Index veröffentlicht. Dieser wird aufgrund gewisser Geldströme zwischen verschiedenen Anlageklassen berechnet und gibt eine rasche Übersicht darüber, wie die Masse der Marktteilnehmer aktuell die Lage am Aktienmarkt einschätzt.

Angst und Gier-Index von http://money.cnn.com/data/fear-and-greed/
Dieser Angst-Index befindet sich derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau. Da die Masse an der Börse in vielen Fällen nicht richtig liegt, gilt die Überlegung antizyklisch zu agieren, also das Gegenteil von dem zu tun, was die Mehrheit der Marktteilnehmer macht. Schon Warren Buffett soll den Ausspruch getätigt haben: "Sei gierig, wenn die anderen Angst haben, und ängstlich, wenn sie gierig sind."

VDAX relativ hoch

Ein weiterer guter Hinweis für die Verfassung des Aktienmarktes ist der sogenannte Volatilitäts-Index, der für verschiedene Aktien-Indizes berechnet wird. Blicken wir daher einfach auf den VDAX, also dem DAX-Volatilitäts-Index. Hier ist wichtig zu wissen, dass in Zeiten fallender Kurse die Schwankungsbreite höher ist, weil es neben Kursrutschen auch zwischenzeitlich deutliche Kursanstiege gibt, wie am Ende der zurückliegenden Woche. Je höher der Wert des VDAX, desto unruhiger, das heißt schwankungsfreudiger ist der Markt.


VDAX von 2000 bis 2016 - Quelle: comdirect.de

Historisch betrachtet gab es vier größere Spitzen beim VDAX seit dem Jahr 2000. Zunächst die Terroranschläge im September 2011 in den USA (1), anschließend der Bärenmarkt zum Abbau der Übertreibung der Dotcom-Blase (2), die Finanzkrise 2008 (3) und die Eurokrise 2011 (4). Das heutige Niveau ist noch ein gutes Stück von diesen vier Ereignissen entfernt. Die Ursachen der seit Ende 2014 gestarteten höheren Schwankungsfreudigkeit bei Aktien (5) ist noch Gegenstand der derzeitigen Diskussionen. Die Gemengelage aus möglichen Gründen: Abbau der Übertreibung an Chinas Börse, Angst vor Zinserhöhungen in den USA, Unsicherheit wegen der stark gefallenen Rohstoffpreise, Verunsicherung wegen vieler politischer Schauplätze.

Dennoch möchte ich an dieser Stelle herausstellen, dass derartige Anstiege der Volatilität in der Rückschau immer auch gute Einstiegszeiten für Aktienkäufe waren. Natürlich weiß niemand, ob die derzeitige Erhöhung der Volatilität schon ihren Höhepunkt erreicht hat. Aber wie wir häufiger hervorgehoben haben, ist es nicht unbedingt ratsam eine größere Summe Geld auf einmal, sondern in Intervallen in den Aktienmarkt zu bringen. Daher ist die aktuelle Zeit auf jeden Fall geeignet Sparpläne oder sonstige regelmäßige Investitionen fortzusetzen oder - falls noch nicht geschehen - jetzt zu beginnen.

Bei sinkenden Börsenkursen haben viele Anleger
Angst um ihr Geld - Quelle: pixabay.com

Portfolio der Profitablen Unternehmen mit vielen Kaufsignalen

Neben dem Angst-Index und Volatilitäts-Index ist auch bei vielen Einzel-Aktien mittlerweile zu erkennen, dass sie oft ziemlich preisgünstig sind, und zwar beim Portfolio der "Profitablen Unternehmen". Ich freue mich jedes Mal auf die Aktualisierung der Kennzahlen von Qualitäts-Aktien, weil ich nach jedem Durchlauf nicht nur sofort konkrete Kauf- und Verkaufssignale habe, sondern zusätzlich einen Eindruck über die Verfassung des Marktes erhalte. Zum Beispiel bekomme ich die Information, ob die Gewinnmargen insgesamt eher angestiegen oder eher rückläufig sind. Dasselbe gilt für Größen wie Dividendenrendite oder KGV, um nur einige zu nennen.

Beim jüngsten Durchlauf fielen mir gleich 30 Unternehmen auf, die laut der festgelegten Definition Kaufkandidaten sind. Das ist der höchste Wert seit 1,5 Jahren.


Fazit

Aktien sind für die langfristige Geldanlage gedacht, mit einer Haltedauer von 10 Jahren und länger. Mit dieser längerfristigen Perspektive sind Kursrückgänge immer eine Kauf-Überlegung wert. In diesem Artikel habe ich drei Argumente genannt, warum ein Anleger gerade jetzt nicht seinen Sparplan aussetzen sollte. Wer schon geplant hatte neu in den Aktienmarkt einzusteigen, findet in diesen Wochen viele günstige Kaufpreise vor. Niemand weiß, wohin der Markt in einem halben oder ganzen Jahr tendiert. Aber in einigen Jahren besteht eine recht hohe Chance, dass der Jahresbeginn 2016 rückblickend als eine gute Kaufgelegenheit für Aktieninvestments eingestuft wird.

Zum Weiterlesen:

8 Kommentare:

  1. Rein analytisch und technisch betrachtet haben sie völlig recht. Man kommt aber nicht umhin, gewaltige soziale Verwerfungen zu erkennen. Die Flüchtlingsthematik wird Deutschland und Europa noch sehr massiv beschäftigen. Gleichzeitig wie schon ein Kommentator an anderer Stellen bemerkt hat, steigt die Jugendarbeitslosigkeit deutlich an. Auch das Stichwort Industrie 4.0 und die Digitalisierung wird aus meiner Sicht als ITler für einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosen sorgen. Die starken Jahre an der Börse sind vorbei. Die Schwankungen haben deutlich zugenommen. Eine große Unbekannte ist die Zukunft der Währung und mögliche Steuerbelastungen durch den Staat. Auch bei mir als Langfrist-Investor mit Depot im 6stelligen Bereich überwiegt mittlerweile die Skepsis. Man kommt nicht umhin die sich abzeichnenden gesellschaftlichen Veränderungen zur Kenntnis zu nehmen. Ich rechne mit sehr harten Zeiten für Anleger und grüble massiv nach möglichen Alternativen um den Aktienanteil etwas zu senken.

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    1. "Auch das Stichwort Industrie 4.0 und die Digitalisierung wird aus meiner Sicht als ITler für einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosen sorgen. Die starken Jahre an der Börse sind vorbei."

      Ist doch ganz einfach, investieren Sie halt nur gezielt in eben die TECHNOLOGIEfirmen zum Beispiel, die von diesem Wandel am meisten profitieren werden. Dürfte doch für "Sie als ITler" leichter sein als für den gemeinen Kleinanleger, der mangels Expertise ja nur auf den ganzen Breitmarkt setzen kann. Ein paar gute Aktien wirds immer geben, man muss nur den Aufwand betreiben, sie auch zu finden.

      Genauso wie man auch mit etwas Unternehmergeist und gesunder Grundportion Zynismus auch mit der Flüchtlingskrise noch Geld machen kann. Kaufen Sie sich ein größeres Haus (am besten etwas weiter weg von Ihrem Wohnort ;-) ) und bieten Sie es dem Staat als Asylantenunterkunft an, die Miete bezahlt das Amt, achja und die Kosten aus der ganzen Unternehmung sind auch noch absetzbar. Da ist ein richtig dickes Boom-Business drauss geworden, Sie glauben garnicht wieviele da schon mitmischen. Mit etwas Kreativität fällt einem auch zur Jugendarbeitslosigkeit noch eine Methode ein, wie man davon profitiert. :-D

      Zukunft der Währung ? Dann diversifizieren Sie halt einfach in andere Länder, von denen Sie sich mehr Sicherheit versprechen. Ein Konto bei einer Bank in den USA, GB, Schweiz, Singapur oder wo auch immer Sie sich noch am besten aufgehoben fühlen ist ja keine mega-schwierige Aktion (gerade wenn man schon soviel Geld mitbringt, dass sich andre gern darum kümmern). Eventuelle Erträge aber auch bitte immer schön dem deutschen Fiskus melden, ja ? ^^

      Wo wir auch bei den Steuern wären. Tja, wenn man selbst nicht aktiv die Möglichkeiten des Systems zur Optimierung nutzt, wirds eben nicht weniger. Ab einer gewissen Summe kann aber auch hier die Kanzlei Ihres Vertrauens noch etwas hinbiegen, oder man steigt selbst tiefer in juristische Konstruktionen ala Köber ein. Sicher, das setzt etwas mehr Initiative voraus als sich einfach nur sorgenvoll jammernd zu wünschen, die Steuern würden schon von allein einfach so niedriger werden, aber geschenkt wird einem halt nix. Wer ansonsten total schwarz sieht, dem bleibt noch die ultima ratio, einfach selber zum Flüchtling werden und in ein Land auswandern in dem man sich wirtschaftlich wohler fühlt. Wer genug "Eintrittsgeld" mitbringt oder einen gefragten Beruf ausübt, wird doch überall auf der Welt mit Kusshand empfangen ^^

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    2. zweiter Teil

      "Ich rechne mit sehr harten Zeiten für Anleger und grüble massiv nach möglichen Alternativen um den Aktienanteil etwas zu senken."

      Viel Erfolg dabei. Senken Sie Ihren Aktienanteil eben auf ein Gewicht ab, mit dem Sie eben noch ruhig schlafen können. Wohin Sie den Rest des Geldes stecken sollen, hängt ganz vom persönlichen Paranoia-Level ab: Welchen Banken trauen Sie für ein Konto, welchen Staaten trauen Sie für Anleihen ? Mit was für produktiven Sachwerte glauben Sie sichere Erträge erzielen zu können ? Aber bei der Suche nach "Alternativen Anlagen" bitte auch nicht die gesunde Skepsis vergessen. Klar ist das System krank, aber auch nicht jeder, der einem die Lösung verspricht (bzw verkaufen will ;) hat recht. Im Gegenteil, im unregulierten und intransparenten "Alternativen" Bereich tummeln sich auch so einige zwielichte Gestalten, die es nur gerade auf so "sicherheitsbedürftige" Anleger abgesehen haben, die leicht auf jeden reinfallen der ihnen ein bischen mehr Sicherheit verspricht.

      Beispiel Gold, nicht das ich was gegen das Zeug hätte (hab ja auch selber einiges davon rumliegen), aber ist es nicht "merkwürdig", dass gerade die, die am penetrantesten immer nur die Vorzüge dieses Metalls propagieren und es uns ständig als "Absicherung" gegen den Kollaps des Papiergeldsystems bewerben... anscheinend ihr ach so wertvolles Gold ja grade für ebenjenes Papiergeld verkaufen wollen ? Wenn sie WIRKLICH an den Kollaps glauben würden, würden sie doch eher ihr achsotolles Gold voll behalten und bunkern wollen und es nicht gegen unsere achsounsicheren Geldscheine eintauschen. Könnte es gar möglich sein, dass da auch eine gehörige Portion Bullshit und Heuchlerei mitspielt, und bewußt überzogen Geschäfte mit den Ängsten der Leute gemacht werden? Hmmm ^^ Die Antwort kann sich jeder selber überlegen.

      Wachsam&Flexibel bleiben, Jungs :)

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    3. Ganz schön was los hier! Ich denke ihr habt beide irgendwo Recht. Ich selbst bin von der Anlage in ETF weg gekommen und mache fast nur noch Trendbegleitung mit Optionen. Und das Auswandern stellt in der Tat auch eine interessante Option dar....

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    4. Ich denke aber das trotz Arbeitslosigkeit,höherer Steuerbelastung und Industrie 4.0 noch immer genauso Lebensmittel und Haushaltswaren konsumiert werden.Es wird deshalb immer noch Firmen oder Branchen geben die wachsen ,auch in Zukunft. Genau hier sollte man dann investiert sein.

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  2. Einen schweren Crash sehe ich nicht. Aber meine ETFs haben schon ordentlich Federn gelassen. Leider fehlt das Spielgeld um nun vernünftig aufzustocken. Wer kennt dieses Problem? Mit Familie fliegt das Geld trotz aller Sparsamkeit geradezu aus dem Fenstern und der Chef sitzt wie bei vielen anderen auch auf dem Geld ;o) ...

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  3. Gibt es eigentlich ETFs im Rohstoffbereich die ihr als Basisanlage empfehlen könnt? Nachdem die Rohstoffe so stark eingebrochen sind muss ja irgendwann einmal wieder Licht am Rohstoffhorizont scheinen. Aber wo investieren?

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    1. In diesem Artikel ( http://finanziell-umdenken.blogspot.de/2014/08/teil-4-rohstoffe-artikelserie-mit-etfs.html ) wurde schonmal die Anlageklasse Rohstoffe und einige Beispiel-ETFs dazu vorgestellt.

      Alternativ kann man noch für breite Rohstoff-Körbe den ETFS Longer Dated All Commodities GO (ISIN: DE000A1CXBV8 ) oder den UBS CMCI Composite (ISIN: IE00B53H0131 ) erwähnen. Falls es dir nur eher um ein paar ausgesuchte bestimmte Rohstoffe geht, findest du bei den jeweiligen Zertifikaten dafür bestimmt eine größere/genauere Auswahl.

      Ob ich dir das als "Basisanlage" überhaupt empfehlen könnte ? Naja, wenn du meinst eine Bodenbildung und Turnaround erkennen zu können, versuch dein Glück. Das ist vielleicht für kürzerfristige spekulative Trades interessant, aber für langfristiges B&H sind die bisherigen Rohstoff-ETFs noch nichts, was ich mir unbedingt ins Depot holen müsste. Wie ich auch im Artikel dazu unten in einem Kommentar schon erwähnte, finde ich es eigentlich viel interessanter, wenn schon überhaupt von den Rohstoffen über den "indirekten" Weg zu partizipieren, d.h. in rohstoffERZEUGER (Unternehmen und Länder) zu investieren.

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