Sonntag, 2. März 2014

Zu den aktuell negativen charttechnischen Perspektiven des Dow Jones

Es wird ihnen wahrscheinlich nicht entgangen sein. Es gab in den letzten Tagen einige Berichte darüber, dass die aktuelle Entwicklung des Dow Jones Industrial Average der von 1928/1929 ziemlich ähnlich sein soll. Viele von Ihnen werden sicher wissen, dass es im Herbst 1929 und 1930 einen wahrlich historischen Crash und Bärenmarkt gab. Er bedeutete eine große Weltwirtschaftskrise mit Deflation in den USA und Europa. Mir ist bei der Kursentwicklung des Dow Jones noch etwas aufgefallen, dass nicht gut aussieht. Was ist von solchen Vergleichen zu halten und wie sollte man sich als langfristiger Anleger dazu positionieren?

Die zehnjährige Kursentwicklung des Dow Jones
Zu sehen ist hier Dow Jones Industrial Average der zurückliegenden zehn Jahre mit sogenannten Monatskerzen. Jede Kerze steht für den Zeitraum von einem Monat. Eine rote Kerze bedeutet, der Monat endet mit einem niedrigeren Kurs als er anfing, eine weiße Kerze zeigt insgesamt steigende Kurswerte im jeweiligen Monat. Darunter ist das gehandelte Volumen zu sehen, wobei ein grüner Balken dafür steht, dass mehr Geld hinein- als herausgeflossen ist.
Weiter unten sind zwei Indikatoren, die eine überkaufte (rot) oder überverkaufte (grün) Situation zeigen. Letztendlich übersetzt bedeutet dies eine Übertreibungsphase in die jeweilige Richtung und die Wahrscheinlichkeit einer Gegenbewegung ist recht groß.

Dow Jones Industrial Average von 2004 bis 2014 im
Monats-Chart mit Handelsvolumen und den Indikatoren
RSI und Money Flow Index - Quelle: comdirect.de
Wie sehen im Zeitraum vor der Finanzkrise den Anstieg des Dow Jones, der begleitet wurde mit einer überkauften Situation Ende 2006 und im Jahr 2007. Dieser Zustand dauerte etwas mehr als ein Jahr und erst dann gab es den kräftigen Rückgang.

Ab Ende 2008 entstand nach dem raschen Kursrückgang umgekehrt eine überverkaufte Situation (grün) und es folgte, die bis heute knapp fünf Jahre andauernde Hausse. Die nachfolgenden kurzen roten Phasen (Mai 2010 mit dem Blitz-Crash und 2011 Höhepunkt der Eurokrise) hatten jeweils eine Korrektur zur Folge.

Dow Jones in einer Übertreibungsphase
Nun nach fünf Jahren Aufwärtstrend hat sich bei beiden Indikatoren erneut eine überkaufte Situation eingestellt, die aus Sicht der Charttechnik eine baldige Korrektur erwarten lassen könnte. Aber wie wir sowohl 2007 als auch aktuell sehen, kann dieser Zustand durchaus längere Zeit andauern. Und zum anderen sind dieses Mal die Handelsvolumen anders als 2007. Damals nahmen die Gelder, die in den Dow Jones hineinflossen stetig zu. Die derzeitige Hausse wird hingegen seit Jahren von abnehmendem Handelsvolumen begleitet.

Nicht alle Aktien-Indizes entwickelten sich positiv
Es sollte aber nicht unerwähnt bleibt, dass längst nicht alle Märkte im Aufwärtsmodus sind. Die Emerging Markets wurden hier schon häufiger angesprochen. Dort verliefen die letzten 12 Monate für Anleger nicht besonders erfreulich. Das ist ein weiterer Gegensatz zu 2007, damals befanden sich im Grunde genommen alle weltweit relevanten Aktienmärkte in einer Hausse und besonders in Asien sowie in den Schwellenländern konnten Übertreibungsphasen beobachtet werden. Aber selbst die europäischen Indizes oder der DAX-Kursindex haben noch keine neuen Höchststände im Vergleich zu 2007 erreichen können.
Anmerkung: Der bekannte Performance-Index des DAX ist eine Ausnahme, da dort die Dividenden mit berücksichtigt werden. Das ist bei anderen Indizes außerhalb von Deutschland unüblich und der Kurs-Index des DAX bietet sich besser für für Vergleiche an.

Ohne hier eine Prognose abgeben zu können, aber dieselben Indikatoren liefern für Schwellenländer-Aktien derzeit eher Kauf- als Verkaufssignale. Vielleicht sollte man in Betracht ziehen, dass sich der US-Markt in den nächsten ein bis zwei Jahren möglicherweise schwächer entwickelt als die Emerging Markets?

Wie sollte man sich als Anleger nun verhalten?
Wie das alles zusammen passt und ob möglicherweise die Geschehnisse in der Ukraine einen größeren Einfluss auf den Gesamtmarkt haben, werden wir erst in einigen Monaten erfahren. Unabhängig von der Marktlage gilt - wie so oft hier gesagt - wer passives Einkommen mit Zinsen und Dividenden erzielen möchte, der muss investiert sein. Also sollte man seine regelmäßigen Investitionen - ob in Krisenzeiten oder in einem freundlichen Marktumfeld - fortsetzen, allerdings darauf achten weiterhin Cash-Reserven zu besitzen.

In dem Artikel "Beispiel einer Asset Allocation" hatte ich vorgeschlagen einen kleinen Prozentanteil für "Spielereien" zu reservieren. Hier ist wirklich alles erlaubt, solange man eine gewisse Grenze nicht überschreitet. Das heißt, wer der Meinung ist die abgebildeten Charts und die Ereignisse in der Ukraine, wo Präsident Putin derzeit tausende Soldaten auf die Krim schickt, führen zu fallenden Kursen, der kann sich einen short-ETF oder einen Put-Optionsschein kaufen. Denn dieser gewinnt an Wert falls die Kurse fallen. Auch Zertifikate in verschiedenster Form sind hier möglich. Allerdings sollte der selbst festgelegte maximale Einsatz (hier im Beispiel 3% des Gesamtportfolios) nicht überschritten werden. Sofern diese Spekulation nicht aufgeht, dann ist das Projekt als "dumm gelaufen" abzuhaken und es ist nicht ratsam dieses verlorene Geld "mit Gewalt" zurückzuholen.
Auf diese Art und Weise diszipliniert man sich aufgrund von aktuellen Ereignissen nicht von seinem langfristigem Vorhaben - ein ansteigendes passives Einkommen und den Vermögensaufbau - abzubringen.

Zum Weiterlesen:

2 Kommentare:

  1. Der DAX zieht immer dem Dow Jones hinterher.
    Allerdings ist der DAX im Vergleich zum Jahr 2000 aktuell "fair" bewertet, da auch die Unternehmensgewinne in den letzten 14 Jahren entsprechend stark gestiegen sind.

    Beim Dow Jones weiß ich es nicht genau, denke aber, das es dort ähnlich aussieht.

    Zudem halte ich es wie Joachim Brandmaier: "Jeder Tag ist Kauftag".

    Wer weiß was passiert?
    Aktien kaufen (weltweite konzerne) und in Baissezeiten langsam und in Ruhe über Monate teilweise 1-3 Jahre im schlimmsten Fall dazu kaufen.

    Und danach den Aufschwung mit einen prall gefüllten Portfolio genießen!
    Das ist jedenfalls mein Plan...

    Beste Grüße
    D-S

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    1. Von den Fundamentaldaten her empfinde ich den US-Markt derzeit eher etwas mehr als fair bewertet. Wobei es jedoch dort auch teilweise prominente Titel gibt, die nicht teuer sind.

      Genau, im Grunde ist jeder Tag ein Kauftag, ich hoffe das kam im unteren Abschnitt rüber.
      An anderer Stelle hatte ich schon einmal gesagt, wenn man noch ziemlich am Anfang seiner regelmäßigen Investitionen steht, dann kann einem kaum besseres passieren als ein weltweiter Bärenmarkt. Diese historischen Investmentchancen gab es zuletzt 2003 und 2009. Ob eine derartige Gelegenheit so schnell zurückkommt? In einem Umfeld extrem niedriger Leit-Zinsen kann ich mir das irgendwie nicht so recht vorstellen. Eine knackige Korrektur mit 10 bis 20% Rückgang ja, aber nochmal 50% oder mehr? Das könnte auch noch eine Weile dauern bis es wieder soweit ist.

      Weiterhin viel Spaß!

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