Montag, 2. September 2013

Buchrezension: Social Trading - Vom Know-how der Champions profitieren

Regelmäßige Leser dieses Blog wissen, dass ich kein Trader bin, sondern ein langfristiger Investor. Einmal gekaufte Wertpapiere beabsichtige ich für viele Jahre und Jahrzehnte zu behalten, um damit passives Einkommen zu erzielen. Dennoch ist es auch als Investor wichtig über den Tellerrand hinauszublicken und die Geschehnisse in anderen Bereichen zu verfolgen. Nur so ist man in der Lage Neuigkeiten am Finanzmarkt wahrnehmen und bewerten zu können. Im Zeitalter von Facebook, Goolge+ und Twitter hat in den jüngsten Jahren auch das Social Trading immer mehr Anhänger gefunden. Eine Art Status Quo versprach ich mir von der Buch-Neuerscheinung (erschienen vom Finanzbuchverlag Mitte August 2013) "Social Trading - Vom Know-how der Champions profitieren" von Andreas Braun.


Gleich im ersten Kapitel werden - durchaus nachvollziehbare - Thesen aufgestellt, warum das Social Trading (Social Web + Geldanleger) sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Einen wichtigen Grundbaustein dazu lieferte das soziale Netzwerk Facebook, dessen Nutzung im Alltag zur Verbreitung von Information an das eigene soziale Netzwerk besonders bei Menschen mittleren und vor allem jüngeren Alters kaum mehr wegzudenken ist. Dies in Kombination mit der Finanzkrise im Jahr 2008/2009, der bis heute oft unvollständigen (um nicht zu sagen: einseitigen) Bankberatung und intransparenten Finanzprodukte, "damit scheint der Weg des Privatanlegers ins Internet vorgezeichnet", so der Autor.

Daher liegt beim heutigen Geldanleger die Frage nahe: Warum teure intransparente Finanzprodukte kaufen oder warum Vermögensverwalter für etwas bezahlen, das die Internet-Gemeinde möglicherweise besser kann?

Anhänger des Social Tradings erhoffen sich durch Schwarmintelligenz (oder kollektive Intelligenz) einen Mehrwert in Form einer höheren Rendite bei der Geldanlage, mehr Transparenz und gleichzeitig mehr Sicherheit durch Offenlegung der durchgeführten Aktionen am Börsenmarkt. Was schließlich im Tierreich zum Beispiel bei Ameisen und Fischen erfolgreich funktioniert, könnte doch auch an der Börse profitabel sein.

Social Trading in der Praxis
Die einfache Grundidee ist, Anleger können Wertpapiere kaufen oder verkaufen, in dem sie erfolgreiche Trader kopieren. Oder sie machen sich die Information zunutze auf welcher Seite des Marktes die Mehrheit steht, entweder prozyklisch oder als kontraindikator.
Symptomatisch für derartige Social Trading - Plattformen ein Werbespot:
Top-Trader Tom, grauhaarig, sonnengebräunt und einer erfahrenen Erscheinung, sitzt zu Hause vor seinem Computer, mit dem er handelt. Ein kurzer Blick auf den Ein-Minuten-Charts eines Index und der Profi ist sich sicher: Verkaufen! Natürlich mit Gewinn. Einen Mausklick später ist der Profit eingefahren. In derselben Sekunde klingelt es auch in der Kasse seiner Follower, die das Geschehen live am Computer, Tablet PC oder SmartPhone verfolgen. Wieder vier Prozent Plus in allen Handelskonten und die Follower sind hochgradig begeistert.
So versucht die Werbung das Nutzen dieser Handelskonten einem schmackhaft zu machen.

Es wurden vom Autor folgende Anbieter auf mehreren Ebenen und aus verschiedenen Blickwinkeln miteinander verglichen: Covestor, Currensee, ayondo, eToro, ZuluTrade, United Signals, sharewise, Wikifolio, Moneymeets,

Der Autor hob hervor, dass es zwar durchaus erfolgreiche Trader gibt, aber oft nur für kurze Zeit und mit dem Einsatz eines hohen Risikos. In dieser kurzen Zeit erhöht sich die Zahl der Follower drastisch und ein Großteil sitzt anschließend auf durchaus beachtlichen Verlusten. Es gibt nur sehr wenige Trader, die - auf welcher Plattform auch immer - für längere Zeit erfolgreich agieren. Falls man zwar einen erfolgreichen Trader (in dem Fall auch Signalgeber genannt) zum Kopieren findet, der viele kleine Erfolge erzielen kann, könnten die für Follower etwas schlechteren Kurse (sog. Slippage, siehe weiter unten) die Rendite zusammenschmelzen lassen.

Interessant ist die Beobachtung des Autors, dass die Mehrheit der Social Trading Plattformen insgesamt weggehen von Extremtradern zu mehr Sicherheitselementen. Extreme Erfolge locken zwar kurzfristig mehr Anleger an, aber sobald das Konto gegen die Wand gefahren wurde, sind sie auch schnell wieder von der Plattform verschwunden. Daher ist im Sinne der Anbieter zwar weiterhin eine hohe Handelsaktivität, aber um die Kunden zu halten müssen die Sicherheitselemente eine höhere Priorisierung erhalten. So gibt es zum Beispiel zunehmend Warnhinweise für Follower, wenn der Signalgeber seine eigens festgelegte Risikogrenze überschreitet.

Nur noch einmal zur Sicherheit, die hier genannten Anbieter sind vorwiegend für kurzfristige Handelsabsichten (Daytraden oder nur für wenige Tage) gedacht, aus diversen Gründen weniger für eine langfristige Geldanlage.


Social Trading - Vom
Know-how der
Champions profitieren

von Andreas Braun

Vom Kollektiv zum Fonds
Anstatt einen oder mehreren Tradern zu folgen, besteht auch die Möglichkeit sich in der Gemeinschaft aktiv an Fonds-Angeboten zu beteiligen. Folgende vier Anbieter wurden in die Betrachtungen mit aufgenommen: Investtor Mitmachfonds, sharewise Community Fonds, sentix Fonds 1, Intelligent-Recommendations-Fonds.

In dieser Gruppe befinden sich Anbieter, auf deren Plattform bzw. in deren Community zwar ebenfalls noch relativ häufig gehandelt wird, aber eher im Wochen- oder Monatszyklus und damit einem längerfristigen Anleger schon näher kommen.
Auf den ersten Blick interessant klingt bei einigen Anbietern die Möglichkeit, bis zu maximal 20% auf fallende Kurse setzen zu können. Das sollte - zumindest in der Theorie - den Verlust in Bärenmärkten deutlich reduzieren. Ob dies in der Praxis wirklich funktioniert, wissen wir erst nach der nächsten Aktienbaisse.

Es gibt zwar erst für wenige Jahre Erfahrungswerte mit diesen Angeboten, aber nur in einem Fall konnte eine auffällige Outperformance gegenüber gängigen Vergleichsindizes erzielt werden. Immerhin wurde die bessere Rendite bereits über einen Zeitraum von vier Jahren erreicht. In den anderen Fällen hätte man sich bislang Aufwand und Kosten sparen können und stattdessen mit einem DAX-ETF oder ETF auf dem MSCI World mindestens genauso gute oder bessere Ergebnisse erzielt.

Sachlich-kritische Betrachtung
Oft ist es so, dass bei derartigen Büchern die Vorteile des Themengegenstands besonders hervorgehoben werden, während die möglichen Nachteile unter den Tisch fallen. Dies ist in diesem Buch nicht der Fall, was mich positiv überraschte. Denn die verschiedenen Anbieter werden vom Autor ziemlich nüchtern und teilweise auch detailliert vorgestellt, wobei die Problemfelder und Stolpersteine für potentielle Anleger genannt werden. Sei es, ob ein Anbieter kein Demokonto anbietet und man als interessierter Neuling gleich mit echtem Geld agieren muss, oder ob die "Profi"-Trader (Signalgeber genannt) Tricks anwenden können, damit ihre aktuelle Performance besser aussieht oder ob die Höhe des Slippage, also der Preisunterschied mit dem ein Follower den gewünschten Kurs ausgeführt bekommt, die erzielte Rendite gleich wieder zunichte macht.

Desweiteren ist in einigen Fällen die Auszahlungsgebühr ziemlich happig oder die Auszahlung des Kontoguthabens nur mit Einschränkungen möglich. So heißt es in einem Fall: "Alle Bonuszahlungen sind schließlich in erster Linie als Lockangebote zum Traden zu verstehen. Ein Startbonus oder eine Gutschrift für eine Freundschaftswerbung erhöht nur den Kontostand. An ein Abbuchen der Gutschrift ist nicht gedacht."
Das Thema Sicherheit im Fall von Insolvenzen wurde vom Autor ebenfalls berücksichtigt und an den entsprechenden Stellen darauf hingewiesen. Sehr begrüßenswert fand ich den Vermerk, wenn zudem ein Emittentenrisiko besteht. In solchen Fällen sollte man für die Absicht einer langfristigen Geldanlage die Finger lassen.

Nützlich finde ich die Checklisten am Ende jeder Plattformvorstellung. Hier gibt es noch einmal die wichtigsten Pros und Contras sowie die herausragendsten Merkmale in der Übersicht.

Übrigens, bereits in dem früheren Artikel: "Kümmer dich um dein Geld - sonst tun es andere" hatte ich meine persönlichen Erfahrungen mit zwei der hier genannten Anbieter eToro und Wikofolio verlinkt.

Fazit
Das Social Trading bietet theoretisch gute Möglichkeiten abseits von den gewohnten Banken in verschiedener Formen am Börsengeschehen teilzunehmen. Allerdings gibt es in der Praxis nicht wenige Fallstricke, in denen man als motivierter Neuling hereintappen kann. In meinen Augen befindet sich das Social Trading noch in den Kinderschuhen und ich begrüße es, wenn sich die aktuellen Möglichkeiten von Zeit und Zeit jemand genauer ansieht. Also wurde meine eingangs des Artikels genannte Erwartung erfüllt.

Für wen ist das Buch "Social Trading - Vom Know-how der Champions profitieren" von Andreas Braun geeignet?
  • Für alle, die sich über den aktuellen Stand der Möglichkeiten informieren möchte, welche eine Kombination aus sozialen Netzwerken und Geldanlage derzeit zulassen. Selbst wenn keine aktive Teilnahme geplant ist.
  • Unbedingt für alle, die sich mit dem Gedanken tragen am Social Trading aktiv teilzunehmen. Denn die Gefahr durch Unwissenheit sehr viel Geld zu verlieren ist extrem hoch!

Traden oder langfristiges Investieren?
Zum Schluss noch meine persönliche Meinung. Grundsätzlich scheiden sich in der Finanz-Community die Geister, ob durch Traden oder langfristiges Investieren die bessere Rendite zu erzielen ist. Der Mensch möchte halt schnell reich werden und somit versucht er es in vielen Fällen zunächst mit kurzfristigem Traden. Letztendlich schaffen es nur sehr wenige (deutlich unter 10%, eher unter 5%) dauerhaft mit Traden Profit zu erwirtschaften. So wie die deutliche Mehrheit von sich überzeugt ist zu der besseren Hälfte der Autofahrer zu gehören, denken viele dem kleinen Anteil der profitablen Tradern anzugehören.

Aber man sollte sich dessen bewusst sein, selbst im Fall des Erfolges ist Trading harte und disziplinierte Arbeit. Ein schwächerer Tag kann die zuvor mühsam aufgebauten Gewinne wieder zunichte machen. Beim langfristigen Investieren spricht zum einen die lange Historie für den Erfolg, denn die durchschnittliche Rendite am Aktienmarkt beträgt über 8% p.a.. Zum anderen bringt langfristiges Investieren weitgehend passive Einkünfte.


Zum Weiterlesen:

3 Kommentare:

  1. Der Autor sagt: Dankeschön für die ausführliche Begutachtung! A.Braun

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  2. Das wichtigste Kriterium um zu den 5% zu gehören die tatsächlich Gewinne machen ist Disziplin. Es kann gut sein das man beim kurzfristigen Traden am Anfang Gewinne macht. Das führt aber meistens dann zum Verlust weil man sich zu viel zutraut. Nach dem Motto:" Ist ja voll einfach. Wenn ich 10 mal so viel setze Gewinne ich noch viel mehr!" Grundsätzlich sollte man sein Kapital ohnehin aufteilen in unterschiedliche Anlagemöglichkeiten.

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  3. Ich habe zu den 5 % gehört , aber der Stress und diese unglaubliche leichtigkeit mal eben am Tag zigtausend zu verzocken haben mir echt angst gemacht . Ich war aber vermutlich auch deshalb erfolgreich weil ich bescheiden war , dieses ist etwas was bei vielen Daytradern ( Mann verliert sich in Spären die nichts mehr mit dem normalen Leben zu tun haben )
    immer wieder nicht beachtet wird . Es ist dann wie eine Spielsucht , und die ist natürlich auch krank . Da ich jedoch auch noch früher ( vor dem Daytraden ) diese Phase bereits auch schon mal durchgemacht habe ( Täglich 1000,00 DM verspielt) , konnte ich dann noch einen durchaus ( Geld mitgenommen und raus da ) guten Absprung schaffen. Aber daher ist diese Seite hier doch viel , viel besser , da hier wirklich eine runde und wie ich meine gute ENDLÖSUNG angeboten wird , um tatsächlich die finanzielle Freiheit ( Wenn auch bescheiden ) zu erlangen . Einige können sich es sicherlich nicht vorstellen wie es ist , wenn mann dort sitzt und mal eben 100000,00 Euro verbrannt hat . Aber genau dieses passiert und ist echt Hammer.
    Da ist einfach diese menschliche Natur die einfach Gier frisst Hirn tatsächlich und beständig dir im Spiegel entgegensitz .
    Daher , auf dauer wird nur ein disziplinierter Investor langfristig seine Anlagen auch behalten können. Und ganz wesentlich dabei , immer schön bescheiden sein , aber dennoch das beste wählen. Eine Langfristanlage mit 8 % Ausschüttung ist sicherlich auf Dauer nicht zu verachten. Der Weg dahin wird Dir hier vorgemalt und Du must ihn nur noch beschreiten . Vielen Dank fürs vormalen !!!! . Ich habe für mich damals sogar den noch weniger verzinsten ( ca . 6 % , jedoch ca. die hälfte davon als Kapitalverbrauch ) Weg der sofort beginnenden Rente ( Selbstschutz ) gewählt, welches einen passiven Kapitalfluss mit damals 22 Jahren ( der damals jüngste Rentner der VG ) generiert . Auch dieses ist damals eine möglichkeit gewesen , die Heute jedoch nur noch mit 1,25% Garantie angeboten wird , welches eindeutig zu wenig ist . ( Nur mal so am Rande ) .

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