Freitag, 9. Oktober 2015

Fünf Gründe für eine bevorstehende Jahresendrally

Nach den starken Kursschwankungen der letzten Wochen hat sich der Aktienmarkt insgesamt wieder beruhigt, und es steht die Frage im Raum, ob bald eine stärkere Aufwärtsbewegung folgen wird?

In den letzten drei Monaten eines Jahres wird gerne von der Jahresendrally gesprochen und dieser prominente Zeitraum steht uns jetzt bevor. Aus diesem Grund werfen wir nun einen Blick auf die Statistik, was in diesem letzten Quartal in der Vergangenheit wirklich passiert ist, und warum gerade am Ende eines Jahres die Kurse so gerne steigen.

Hier nun fünf Gründe, warum wir auch dieses Mal eine Jahresendrally sehen werden.

1.) Die Statistik
Den deutschen Aktien-Index DAX in der "offiziellen" Version gibt es seit 1988. In dem früheren Artikel "Was ist dran an der Jahresendrally" hatte ich lediglich die Daten seit 1997 betrachtet. Nun habe ich die Kursentwicklung jeweils im Zeitraum 15. Oktober bis 02. Januar des Folgejahres von allen Jahren 1988 bis 2014 zusammengestellt.

Kursentwicklung DAX jeweils von Mitte Oktober bis zum
Jahreswechsel seit 1988
Bereits rein optisch fällt auf, dass es wesentlich mehr positive Verläufe als negative gab. In den gesamten 27 Jahren verliefen lediglich die Jahre 1990 und 2000 mit einer deutlich negativen Performance (zwischen minus 5 und minus 8 Prozent). Demgegenüber stehen 13 Jahre mit einer Performance über plus 5 Prozent in den letzten zweieinhalb Monaten eines Jahres.

Der Mittelwert über alle Jahre beträgt plus 7,5 Prozent. Damit haben wir bereits den ersten Grund für eine Jahresendrally im Jahr 2015, nämlich die Statistik.

2.) Niedrige Leitzinsen
Ein weiterer Grund für ein freundliches letztes Quartal ist der weiterhin niedrige Leitzins. Die Zentralbanken Japans und der Eurozone kaufen weiterhin eigene Staatsanleihen auf, und ein Ende ist nicht in Sicht. In den USA erwarten viele Marktbeobachter eine baldige Zinswende. Doch hatten ich neulich erst in einem Artikel dargelegt, dass eine Zinswende in den USA eigentlich nicht durchführbar ist.
Selbst wenn schwächere Börsenmonate hinter uns liegen, niedrige Leitzinsen wirken grundsätzlich stimulierend für den Aktienmarkt.

3.) Ausgeprägte Korrektur im letzten halben Jahr
In dem früheren Artikel über die Andauer eines globalen Bärenmarktes kam als Ergebnis maximal 1 bis 3 Jahre heraus. Mittlerweile liegen nun sechs schwächere Monate mit teilweise deutlichen Kursrückgängen hinter uns. Das ist für eine Korrektur schon ein ziemlich langer Zeitraum und ist mittlerweile auch nicht mehr so weit von der typischen Andauer eines Bärenmarktes entfernt. Daher scheint die Wahrscheinlichkeit in den kommenden Monaten eher für steigende Kurse zu sprechen.
Andernfalls bewegen wir uns tatsächlich in einem Bärenmarkt.

4.) KGV niedriger, Dividendenrendite höher
Das mittlere KGV des EuroStoxx 50 lag Ende März 2015 bei 16, derzeit nur noch knapp über 14. Auch der S&P 500 konnte sein durchschnittliches KGV von fast 18 im April 2015 auf derzeit 16,7 senken.
Zudem kann man bei nicht wenigen europäischen Aktien für die derzeitigen Kurswerte eine recht hohe Dividendenrendite bekommen. Einige Beispiele aus dem DAX habe ich nach dem neusten Durchlauf der Qualitäts-Kennzahlen auf der Seite der "Profitablen Unternehmen" genannt.

Das bedeutet, besonders in den USA sind Aktien noch nicht besonders preiswert, aber eben schon günstiger als im Frühjahr. In Europa findet man jedoch bezüglich Bewertung und Dividendenrendite bereits häufiger richtige Kaufgelegenheiten.

5.) Zuversicht / Window Dressing
Als fünften Punkt noch einige "weiche" Gründe.
Zum Quartalsende, besonders aber zum Jahresende kaufen Fondsmanager noch einmal besonders die Aktien hinzu, die besonders gut gelaufen sind. Dieses sogenannte "Window Dressing" gehöre zur Marketingstrategie, so die oft gehörte landläufige Meinung. Ob dies in der heutigen Zeit des Hochfrequenzhandels immer noch einen deutlichen Effekt hat, mag ich nicht einzuschätzen. Aber eine gewisse Tendenz zu steigenden Kursen könnte dieses "Aufhübschen" der eigenen Fonds möglicherweise noch haben.

Wenn es auf Weihnachten zugeht und sich bald das alte Jahr dem Ende zuneigt, herrscht unter den Menschen eine verstärkte Zuversicht. Auch das Weihnachtsgeschäft bringt zum Jahresende noch einmal viel Umsatz. Beides wirkt sich möglicherweise in Teilen auch auf die Aktivitäten der Marktteilnehmer aus.

Natürlich nützen alle Statistiken nichts, wenn es übergeordnete Gründe gibt, die eine Jahresendrally ausfallen lassen können. Daher interessiert mich Eure Meinung und rechts gibt es dazu eine Umfrage zur Jahresendrally.

Zum Weiterlesen:

3 Kommentare:

  1. Interessant! Ich persönlich glaube nicht an eine Rally. Tendenziell haben wir noch etwas Platz nach oben, würde aber eher von fallenden Kursen ausgehen.

    Deine Statistik zeigt auch gut, dass wir schon extrem viele positive Phasen seit der letzten Korrektur gehabt haben. Es wäre also theoretisch wieder Zeit für ein "schlechtes" Jahr. Wann es aber wirklich kommt, muss man abwarten. :-)

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  2. Also ich persönlich tendiere auch in diesem Jahr zu steigenden Kursen Richtung Jahresende. Meine Vermutung ist, dass eher nächstes Jahr der Kurs auf Abstieg steht. Doch genau weiß man es natürlich nicht und es bleibt, wie so vieles, abzuwarten :)

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  3. Ergebnis der Umfrage: Gibt es in diesem Jahr am Aktienmarkt eine Jahresendrally?

    Ja, deutlich ausgeprägt: 29%
    Ja, nur leichter Anstieg: 41%
    Eher Seitwärtsbewegung: 26%
    Nein, leichter Rückgang: 3%
    Nein, evtl. Crashgefahr: 0%

    Rund 70% sind optimistisch gestimmt, dass der Aktienmarkt bis zum Jahresende freundlich tendiert.
    Vor drei Jahren (2012) hatte ich exakt dieselbe Umfrage erstellt. Damals war der Grundtenor zwar ebenfalls positiv, jedoch nicht so eindeutig wie in diesem Jahr.

    Ja, deutlich ausgeprägt (25%)
    Ja, nur leichter Anstieg (28%)
    Eher Seitwärtsbewegung (28%)
    Nein, leichter Rückgang (3%)
    Nein, evtl. Crashgefahr (14%)

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