Mittwoch, 6. November 2013

Verbraucherpreise in der Eurozone sinken - was bedeutet das für Geldanleger?

Immer wieder wird von Inflation gesprochen. Alles wird teurer und man bekommt immer weniger für sein Geld. So ist jedenfalls die landläufige Meinung. Mir geht es so, dass ich seit einiger Zeit überhaupt keine Negativschlagzeilen mehr in den Medien aufgrund der hohen Benzinpreise vernehme. Vor wenigen Tagen kam zudem die Meldung, dass Aldi seine ohnehin schon nicht so hohen Kaffeepreise senken wird. Diese beiden Beispiele sind nicht gerade symptomatisch für ein besonders inflationäres Umfeld. Und in der Tat, die Verbraucherpreise gingen im Oktober in Deutschland auf 1,2%, in der Eurozone auf 0,7% zurück.

Verbraucherpreis-Entwicklung
in der Eurozone
- Quelle: European Central Bank
In der nebenstehenden Grafik ist die Entwicklung der Teuerungsrate in der Eurozone seit dem Jahrtausendwechsel abgebildet. Die in der Finanzkrise sogar negative Verbraucherpreisentwicklung stieg bis zum Jahr 2011 auf rund 3%. Anschließend setzte eine erneute Abwärtsbewegung ein, die jetzt im Oktober den Wert von 0,7% erreichte.

Bemerkenswert ist dieser Zustand unter dem Hintergrund, dass die Leitzinsen in der Eurozone vor einigen Monaten erst auf den Rekordtiefststand von 0,5% gesenkt wurde.
Zur Erinnerung, die europäische Zentralbank EZB hat als Zielgröße eine moderate Inflationsrate um etwa 2%. Nun folgen den gesenkten Leitzinsen, die eigentlich die Inflation anfachen sollte, auch die Teuerungsraten auf ein derart niedriges Niveau.
Diese Entwicklung wird der EZB mit ihrem Präsidenten Mario Draghi nicht gefallen. Denn was soll sie denn noch tun um eine moderate Inflation herbeizuführen? Im Moment steuert die Eurozone auf eine Deflation zu und das in Kombination mit einer hohen Arbeitslosigkeit in den südeuropäischen Staaten. Möglicherweise wird die europäische Zentralbank die Leitzinsen noch weiter senken, wobei der Spielraum nach unten mittlerweile begrenzt ist.

Im Grunde bleibt der EZB nichts anderes übrig als in die Fußstapfen der US-amerikanischen FED und vor allem auch der japanischen Notenbank zu treten. Das heißt mit konventionellen und unkonventionellen Maßnahmen - dazu gehören irgendwann auch Anleihen von Staaten mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen zu kaufen - noch mehr Liquidität zur Verfügung zu stellen. Dies bedeutet noch mehr Geld drucken und damit gleichzeitig auch den Wert des Euro zu drücken.

Ich kann noch so viel darüber nachdenken, aber aus meiner Sicht wird die EZB für längere Zeit keine Chance bekommen die Leitzinsen zu erhöhen. Im Grunde hat sie es selbst vor einigen Monaten schon gesagt, dass der Leitzins lange niedrig bleiben wird.

Der Kupferpreis in US-Dollar
seit 2009 - Quelle: Comdirect
Hinzu kommt noch ein weiterer Punkt. Eingangs erwähnt sind die Rohstoffpreise global gesehen eher rückläufig. Den Goldpreis hatten wir hier schon häufiger betrachtet. Der oben genannte Preis für Kaffee (US-Cent pro Pfund) verringerte sich von 300 im Jahr 2011 auf fast 100 derzeit im Herbst 2013. Ein guter Indikator für die allgemeine Rohstoffpreisentwicklung inklusive der globalen Wirtschaftserwartungen ist der Kupferpreis. Dieser ist - wie im Chart zu sehen - seit 2011 rückläufig und notiert derzeit fast ein Drittel niedriger als Anfang 2011.

Was bedeutet dies konkret für Geldanleger?
  • Die finanzielle Repression wird noch längere Zeit - womöglich mehrere Jahre - andauern. Geld auf Sparbüchern, Tagesgeldkonten, Bundesanleihen, Kapitalversicherungen wird systematisch weniger wert.
  • Die Anlageklasse Rohstoffe kann man derzeit wegen der gesunkenen Preise durchaus aufstocken, aber man sollte nicht erwarten, dass der Trend bereits in wenigen Wochen oder Monaten wieder aufwärts gerichtet ist. 
  • Die niedrigen Leitzinsen sind generell ein günstiges Umfeld für Aktien. Wenn irgendwo von Inflation die Rede ist, dann in dieser Anlageklasse. Hier fließt offenbar das Geld hinein, was seit einigen Jahren alle Menschen wohlhabender werden lässt, die Aktien in ihrem Portfolio haben. Diesen Umstand konnten wir bereits im Artikel "Verteilung von Vermögen in Deutschland" erkennen.
  • Ein Teil des Geldes fließt offenbar auch in Immobilien an wirtschaftlich interessanten Standorten. Auch in Deutschland ziehen die Preise in München, Frankfurt, Hamburg und vor allem auch in Teilen Berlins deutlich an.

Das Online-Depotkonto der DAB bank

Diese Ausgangslage ist für Geldanleger durchaus nicht ungefährlich. Sofern man seine Ersparnisse liquide lässt, werden diese systematisch an Wert verlieren. Also werden viele Leute geradezu zu den derzeit nicht mehr unbedingt günstigen Anlageklassen Aktien und Immobilien getrieben. Wer in dieser Situation die Grundregel der Diversifikation missachtet, könnte am Ende auf dem falschen Fuß erwischt werden.

Zum Weiterlesen:

1 Kommentar:

  1. Bei uns in Österreich sieht die Situation etwas anders aus, die Benzinpreise stiegen zwar nicht signifikant aber bei den Lebensmitteln müssen die Konsumenten schon eine Erhöhung der Preise verzeichnen. Ich als Bürgerin glaube, dass es zur Zeit am Besten ist, das Geld unter die Leute zu bringen, also die Kaufkraft zu erhöhen. Sparen ist zurzeit nicht wirklich attraktiv, da ist es besser, sein Geld in neue, meist schon dringend benötigte Haushaltsgeräte o. Ä. zu investieren. Da ich als Studentin jedoch generell zurzeit nicht so viele finanzielle Mittel zur Verfügung habe, bleibt mir auch nicht recht viel Geld über welches ich zur Bank bringen könnte....

    AntwortenLöschen

Bitte kein Spam und beleidigende Äußerungen!