Sonntag, 10. Juni 2012

Europa und Japan wirtschaftlich im Gleichschritt!?

Neulich bin ich auf einen interessanten Vergleich von Aktien-Charts gestoßen. Ich habe einfach den Aktien-Chart des gesamteuropäischen Stoxx 600-Index (also nicht nur der Eurozone, sondern mit Unternehmen aus Gesamt-Europa inklusive u.a. Großbritannien, Schweiz und Norwegen) mit dem des japanischen Aktien-Index Nikkei 225 in den letzten 12 Jahren verglichen. Das Ergebnis ist überraschend, aber auch erschreckend zugleich.

Wie allgemein bekannt ist, kämpft die japanische Wirtschaft seit 1990 mit einer Deflation, die selbst nach 22 Jahren noch nicht überwunden scheint. Damals platzte in Japan eine gewaltige spekulative Immobilien- und Aktienblase, mit der Folge, dass das Land seit dieser Zeit mit einer von fallenden Preisen geprägten Wirtschaft zu kämpfen hat. Fallende Preise hören sich im ersten Moment für den Verbraucher gut an, aber die Unternehmen befinden sich unter enormem Preisdruck. Mit der Folge, dass die Gewinn-Margen sinken und einige Firmen aufgeben und damit auch Mitarbeiter entlassen werden müssen.

Bei einem Blick auf die breiten Aktien-Indizes des Stoxx 600 und Nikkei 225 fällt seit dem Jahr 2000 auf wie ähnlich beide Indizes verlaufen.


Aktien-Chart Stoxx 600 (schwarz) verglichen mit dem des Nikkei 225 (blau) - Quelle: www.comdirect.de
Zwar gab es in kurzen Zeiträumen immer wieder Unterschiede zwischen den beiden Indizes. So z.B. um den Jahreswechsel 2001/2001 oder um den Jahreswechsel 2005/2006, aber die beiden verschiedenen Indizes haben letztendlich immer wieder "zueinander gefunden". Erst im Sommer 2010 konnte der gesamteuropäische Aktien-Index besser performen als der Nikkei. Dennoch sind die Unterschiede nicht so groß als dass diese in den nächsten Monaten nicht noch abgebaut werden könnten.

Bei beiden Indizes fällt erst einmal negativ auf, dass der Wert des jeweiligen Gesamtmarktes in den zurückliegenden 12 Jahren deutlich gefallen ist. Gut, es musste die Übertreibung des Internet-Hypes zur Jahrtausendwende abgebaut werden und derzeit müssen noch die Nachwirkungen der Immobilien- und Finanzkrise verarbeitet werden. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht im einzelnen auf die Probleme der Eurozone eingehen (der Index des Euro Stoxx ist noch etwas schlechter verlaufen). Aber sowohl in Japan als auch in Europa findet derzeit - und mit recht hoher Wahrscheinlichkeit auch zukünftig - eine Überalterung der Gesellschaft statt. Gleichzeitig sind die Geburtenraten rückläufig, d.h. die Bevölkerung schrumpft insgesamt.
Speziell in der Euro-Zone - aber mit Auswirkungen auf Gesamt-Europa - wird derzeit mit einer Austeritätspolitik (strenge Sparpolitik) versucht die Überschuldung abzubauen. Aber, was im privaten Bereich sinnvoll ist, wirkt auf eine Volkswirtschaft deflationär. Denn Sparmaßnamen von Regierungen bewirken, dass ein Großteil der Bevölkerung weniger Geld für den Konsum zur Verfügung hat und daher die im jeweiligen Land ansässigen Unternehmen Umsatzeinbrüche verzeichnen.

Die Entwicklung dieser Aktien-Indizes sieht nicht gut aus. Natürlich kann man jetzt sagen, dass nach einer so langen Flaute die Indizes irgendwann steigen müssen. Aber letztendlich weiß dies niemand und das ist reine Spekulation. Möglicherweise setzt ein nachhaltiger Aufwärtstrend erst dann ein, wenn Sie als Anleger bereits von dieser Welt verschwunden sind. Daher würde ich nicht "blind" auf das Wiedererstarken eines Wirtschaftsraumes setzen, sondern besondere Aktien selektieren, die global agieren und Ihnen vor allem einen regelmäßigen Geldfluss in Form von Dividenden zufließen lassen. In einem der beliebtesten Beiträge auf diesem Blog "Warum ich einen regelmäßigen Geldfluss gegenüber langfristigen Hoffnungen bevorzuge" habe ich dies bereits vor einiger Zeit erläutert.
Alternativ setzen Sie auf den gesamten globalen Aktien-Markt.

Gute Dividenden-Aktien werden Ihnen auch im deflationären Umfeld weiterhin ein schönes passives Einkommen bringen, während der "breite Markt" einer Wirtschaftsregion in solch einer Situation abwärts läuft.

Wie sieht Ihre Meinung zum derzeitigen Aktien-Umfeld aus? Links oben gibt es derzeit eine Umfrage, ob die jüngsten Kursrutsche an den weltweiten Aktienmärkten (nicht nur Europa) vorbei sind oder noch eine Weile weitergehen?

3 Kommentare:

  1. Das neue Jahrtausend ist bisher kein gutes Aktien Jahrtausend ^^

    Es ist aber so rein statistisch ist die Warscheinlichkeit, dass auf schlechte Aktienjahre(Aktienjahrzehnt) bessere folgen

    Da die Märkte nahezug schon 12 Jahre seitwärts bewegen und Europa eher abwärts steigt die warscheinlichkeit, dass es wieder sehr viel bessere Jahre geben wird!

    Allein schon um einen Inflationsausgleich herzustellen ist das notwendig

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  2. Was sagen wir dem Anleger, der 2002 - also nach 12 Jahren Abwärtstrend - auch gesagt bekommen hat, dass statistisch gesehen der japanische Aktienmarkt nun sehr viel besser laufen wird?

    Falls er jetzt noch ein weiteres Jahrzehnt "hoffen" muss, befindet er sich bereits im Ruhestand... ;-)

    Ich stimme Dir zu, wenn es um weltweit gestreute Aktienindizes geht. Aber für einzelne Regionen wäre ich vorsichtig zu lange zu hoffen.
    Wie im Beitrag gesagt, es geht mir nicht darum komplett aus Europa oder Japan fern zu bleiben. Aber ich würde nicht einfach auf den Gesamt-Markt setzen, sondern sondieren.

    VG
    Lars

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  3. Um auf meinen Beitrag von oben einzugehen, klar ist es besser eher den Gesamtmarkt wie MSCI World/EM vorzuziehen

    Noch eine Anmerkung zur Japan Sache:
    Im Buch "Die Buy and Hold Bibel" steht, dass der MSCI Japan von 1970 - 2008 weit besser im Vergleich zu Deutschland oder USA abgeschnitten hat

    Damit findet sich die Regression zum Mittelwert auch wieder bestätigt!
    Auf sehr gute Aktienjahre folgen mit höherer warscheinlichkeit schlechtere Aktienjahre!
    Also ist der Nikkei vorallem Dingen dabei die guten Aktienjahre die in der Blase entstanden auszugleichen ;)

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